Magdeburg — Ottostadt

Während des Zweiten Weltkriegs verwandelte sich das alte Magdeburg in Ruinen. Wiederaufgebaut wurde es von den Mächten der sozialistischen DDR, was einen Abdruck auf der Architektur hinterließ, die ziemlich objektiv die Ideen des sozialistischen Realismus widerspiegelte. In der damaligen Epoche war Magdeburg banal langweilig, eine in Hektik wieder aufgebaute Stadt.

Und vor zwei Jahrzehnten begann die „Magdeburger Renaissance“, die bis jetzt dauert. Wie auch andere Städte Deutschlands tastete sich Magdeburg zu seinem „Thema“ durch. Die „Halbkugeln“ spielten ihre Rolle und wurden zum Symbol des administrativen Zentrums des Landes Sachsen-Anhalt. Jetzt sind diese kupferne Halbkugeln aus dem berühmten Experiment von Guericke überall in Magdeburg zu sehen: auf Gehwegen, Plätzen, Rasen und Wiesen. Guericke selbst als der bekannteste angeborene Magdeburger wurde zum „Paten“ der Stadt. Die offizielle Bezeichnung lautet jetzt Ottostadt Magdeburg. In der „Ottostadt“ sind von Guericke ein Museum und einige Denkmäler gewidmet.

Das Schicksal des Wissenschaftlers

Der Physiker Otto von Guericke verkörperte einen erstaunlichen Typ des mittelalterlichen Gelehrten. Ein Sprössling der hochgeborenen Adeligenfamilie, er war nicht nur ein Naturwissenschaftler sondern auch ein talentierter Administrator. 32 Jahre lang bekleidete er die Position des Bürgermeisters in seiner Heimatstadt Magdeburg, wobei ein wesentlicher Teil dieser Zeit auf einen nicht einfachen Zeitraum des Dreißigjährigen Kriegs fiel. In den ersten Kriegsjahren betätigte er sich als Ingenieur bei der Schwedischen Armee, und auf diesem Wirkungskreis leistete er eine beträchtliche Unterstützung den Schweden, die die Ideale des Protestantismus in Europa verteidigten.

Bei der Entfaltung der „Otto-Aktion“ im Jahr 2010 meinten die Stadtväter nicht nur Guericke sondern auch den anderen berühmten Otto – den Gründer des Heiligen Römischen Reiches Otton den Großen, der im Magdeburger Dom bestattet wurde. Eigentlich war der Dom von Otton dem Ersten gegründet, hier wurde er getraut. Und soll Otton zu Sagenzeiten leben, die Deutschen stehen zum Andenken an den ersten gesamtdeutschen Herrscher mit großem Respekt.

Aber mit nur „Ottos“ alleine wird man nicht satt. Seit einiger Zeit gilt Magdeburg als gastronomische und Handelshauptstadt Ostdeutschlands. Um die Touristen zu verlocken, die mit dem Mauerfall erstmal nach dem Westen wollten, hat man angefangen, auf dem Hasselbacher Platz das gastronomische Fest „Hassel-Night-Line“ durchzuführen. Dieser Schmaus für Gourmets wird zwei Mal jährlich durchgeführt. In der restlichen Zeit steht den Gästen eine Vielzahl von Restaurants und Gaststätten zur Verfügung, die bekanntesten von ihnen sind Weinkeller Buttergasse und Restaurant gepfefferter Würstchen Curry 54 (Otto-von-Guericke-Straße 54), die mit unterschiedlichsten Gewürzen und Beilagen serviert werden.

Nicht die dichteste Bebauung von Magdeburg in den Nachkriegsjahren trug dazu bei, dass im Stadtzentrum einige Handelszentren entstanden. Im Ergebnis wurde Magdeburg zur Stadt mit dem am weitesten verzweigten Handel. Hier gibt es 2,5 Quadratmeter Handelsfläche pro Einwohner!

Das architektonische Antlitz der Stadt bessert sich nach und nach. Z.B. 2005 wurde hier nach dem Projekt vom Architekten Friedenreich Hundertwasser ein Haus gebaut – die „Grüne Zitadelle“, wohl das erstaunlichste Haus Magdeburgs, das unverändert das Interesse der Touristen anzieht.

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