Leipzig — Heimat von Goethe und Thomanerchor
Vom Standpunkt der Attraktivität für Touristen kann Leipzig durchaus mit Berlin, London, Florenz oder Brüssel konkurrieren. Das ist ja keine Stadt irgendwelcher einer Sehenswürdigkeit wie etwa Mineralquellen, ein alter Dom, ein Museum mit Arbeiten großer Meister oder Ausgrabungen antiker Ruinen. Leipzig hat Glück sowohl mit Doms und Museen als auch mit reicher Geschichte und berühmten Bewohnern.
Diese Sächsische Stadt kann mit vollem Recht die Bezeichnung der Musikhauptstadt Europas tragen, weil hier Säulen der klassischen Musik Robert Schuhmann, Felix Mendelssohn, Richard Wagner lebten und schufen. Und der große Johann Sebastian Bach lebte hier über zwei Jahrzehnte lang und wurde hier in der Kirche St. Thomas auch bestattet. Nämlich in Leipzig verbrachte Bach die fruchtbringendsten Jahre seines Lebens, während er Musik komponierte und dabei noch Zeit für die Leitung des Thomanerchors fand – des kirchlichen Knabenchors, der auch jetzt existiert. Seit 1904 findet in der Stadt das großangelegte Musikfestival zu Ehren des berühmten Musikers. Das Museum Haus Mendelsohn lädt die Touristen ein, zu sehen, wie das alltägliche Leben des Autors des berühmten Hochzeitsmarsches gestaltet war.
Wie nach Noten…
2012 erschien in Leipzig eine spezielle Straßenmarkierung in der Art einer Notenzeile. Auf der Länge von fünf Kilometern sind an den Stellen, wo Komponisten lebten und arbeiteten, wo Musiker auftraten und setzen fort, mit Konzerten aufzutreten, spezielle Zeichen angebracht. Die Stadtmächte beschlossen alle Objekte so symbolisch zu markieren, die so oder so mit der Musikgeschichte Leipzigs verbunden sind. Um den gesamten „Notenweg“ zurückzulegen, braucht man rund zwei Stunden – ohne Museumsbesuch.
Außerdem ist Leipzig eine Stadt von mindestens zwei wichtigen historischen Ereignissen. 1813 fand hier die Entscheidungsschlacht – Völkerschlacht – statt, und in 1980-er Jahren verwandelte sie sich in die „Wiege der friedlichen Revolution“. Die des wachsamen Auges der Stasi überdrüssig gewordenen Stadtbürger fingen mit Friedensmessen in der Nikolaikirche an und beendeten mit friedlichen Demonstrationen auf den Straßen im Jahr 1989, deren Folgen der Fall der Berliner Mauer und Wiedervereinigung Deutschlands waren. Die Einzelheiten über der Arbeit der Staatsicherheit – Stasi – kann man heute im Museum in der „Runden Ecke“ erfahren.
Leipzig ist auf Jahrhunderte alte Traditionen der Universitätsbildung sowie auf den Status des zweitwichtigen Bankenzentrums des Landes stolz. Übrigens, für Touristen sind auch andere Dinge wichtig, von welchen es in Leipzig mehr als genug gibt: Hotels, Restaurants mit solidem Ruf, Möglichkeiten für kulturelle Erlebnisse und – wie kann man ohne dies? – mehrstündiges Shopping.
Thomaskirche
In Laufe von fast 30 Jahren ging Johann Sebastian Bach in diese Kirche eigentlich arbeiten: Der große Komponist leitete hier den kirchlichen Knabenchor – Thomanerchor. Zum Andenken daran wurde an der Kirchenmauer die Büste des Musikers aufgestellt, und im Innern liegen seine sterblichen Überreste begraben. Noch früher, im Jahr 1539, hatte in der Kirche Martin Luther die Messe zu Pfingsten persönlich abgehalten.
Bach, Luther sowie Komponist Mendessohn, Kaiser Wilhelm I., schwedischer König Gustav II. Adolf und Sächsischer Kurfürst Friedrich der Weise sind in den Buntglasfenstern der Seitenwand der Kirche abgebildet. In den Buntglasfenstern der Emporen sind die Szenen aus dem Neuen Testament dargestellt. In der Sakristei der Kirche sind Musikinstrumente des 18. Jahrhunderts ausgestellt, die im Besitz der Kirche waren: Geigen, Violine, Kontrabass, Cello und Pauke. Fast jede Woche tritt in der Kirche der Knabenchor auf – derselbe, der von Bach geleitet wurde.
Museum in der „Runden Ecke“
Für Leipziger Einwohner ist dieses Haus das Symbol der Repressionen und des überwachten „verkapselten“ Lebens zur DDR-Zeit. Seit 1950 war hier die Leipziger Bezirksverwaltung des örtlichen KGB-Analogen – des Ministeriums für Staatssicherheit, oder Stasi, untergebracht.
In 12 grauen Zimmern dieses Gebäudes gibt es jetzt eine ständige Exposition, welche über Aufklärung und Grenzschutz der DDR, Anwerben und Einschleusen der Agenten, deren „Arbeitsmittel“ wie Minikameras, Wanzen, Einrichtungen für Briefzensur, Tarnzeug berichtet.
Rekonstruiert sind auch einige Arbeitszimmer der Mitarbeiter des Ministeriums und sogar das Untersuchungsgefängnis. Ein Teil der Exposition ist der in der DDR 1960 eingeführten Todesstrafe gewidmet.