Ingolstadt – Charme und Lebensfreude
Ingolstadt ist eine vielseitige Stadt, in deren Straßen die Geschichte und die Gegenwart benachbart sind. Ihre Unterscheidungsmerkmale sind Lebensfreude und Dynamik. Als Universitäts- und Handelszentrum an der Donau gewinnt Ingolstadt die Gäste durch einmalige Atmosphäre und Architektur. Die hervorragende Sehenswürdigkeit der Stadt ist das Audiforum – ein interaktives Zentrum des Audikonzerns, das den Gästen die ganze Vielfältigkeit des vergangenen und gegenwärtigen Autobaus offenbart.
Das Antlitz von Ingolstadt wird durch die sorgfältig restaurierten Häuser, deren Fronten reichlich ausgeschmückt sind und die den wohlhabenden Bürgern gehörten, sowie durch das massive Stadttor, stolze Türme und mächtige Stadtbefestigungsmauern geprägt. Die untrennbaren Bestandteile eines Spaziergangs durch die Stadt sind gastfreundliche Restaurants, Kunst und Kulturveranstaltungen. Das ganze Jahr hindurch finden in Ingolstadt Feste und Jahrmärkte statt. Es lohn sich, bei den städtischen Museen unbedingt vorbei zu schauen und ihre ungewöhnlichen Expositionen zu besichtigen sowie Konzerte, Ausstellungen und Theateraufführungen zu besuchen. Ein untrennbarer Bestandteil der Kulturlandschaft der Stadt ist das interaktive Audiforum und das „museum mobile“ sowie das Outlet-Zentrum „Ingolstadt Village“. Einen unvergesslichen Eindruck hinterlässt das historische Zentrum von Ingolstadt, zu welchem das Kreuztor – das schönste der bis auf unsere Tage erhalten gebliebenen Tore – führt. Einst war das Tor ein Teil des Rings der mächtigen Stadtbefestigungen, heutzutage stellt es ein anerkanntes Symbol der Stadt und ein hervorragendes Denkmal der mittelalterlichen Architektur dar. Hinter dem Tor präsentieren sich den Gästen andere Sehenswürdigkeiten wie Neuer Palast, Kirche Maria de Viktoria, die unter der Bauleitung der Gebrüder Asam errichtet wurde und wo sich die berühmte Arche mit der Abbildung der Schlacht bei Lepanto befindet, Alte Anatomie d.h. das Gebäude der Medizinischen Fakultät des 18. Jahrhunderts und auch Altes Rathaus. In der Nähe befindet sich auch die älteste städtische Kirche St. Moritz. Vom Norden grenzt die Kirche an den im romanischen Stil gebauten Glockenturm und vom Süden steht ein späterer Anbau – der schlanke gotische Pfeifturm, der gleichzeitig die Funktionen eines Glockenturms und eines Wachturms erfüllte. Zum Pfeifturm führt die Treppe mit 200 Stufen, und wenn man sie überwältigt, kann man das wunderbare Panorama von Ingolstadt mit dem soliden spätgotischen städtischen Dom – dem größten Saaldom im Süddeutschland – genießen. Die alten Traditionen verbinden die Kirche St. Moritz und die städtische Universität – die älteste Uni Bayerns, die 1472 gegründet wurde. Eben dem Vorhandensein der Universität hat das dauerhaftes Gedeihen der Stadt zu verdanken: Über drei Jahrhunderte lang war die Stadt das führende geistige und kulturelle Zentrum Bayerns. Während man sich in Ingolstadts Straßen befindet, spürt man auch heutzutage unwillig die Atmosphäre der damaligen Epoche und wird von alten Traditionen und romantischen Stimmungen durchdrungen. Es ist kein Wunder, dass eben hier der Geheimbund der bayerischen Illuminaten, mit welchem zahlreiche Verschwörungstheorien verbunden sind, im Jahre 1776 gegründet wurde. Die mystischen Stimmungen, die in Ingolstadt bis zu heutigen Tagen heimisch sind, kann man im Rahmen der Führung „Mystery Tour“ oder während des nächtlichen Gangs „Türmerei“ erleben: Ein „echter“ mittelalterlicher Stadtwächter führt Sie durch verschlafene Straßen der Stadt, erzählt Ihnen mysteriöse Geschichten und macht Sie mit mittelalterlichen Melodien der vergangenen Jahrhunderte bekannt.
Ingolstadt ist eine der größten Städte Bayerns, die nicht oft in Reiseführern erwähnt wird. Wir fuhren an ihr immer vorbei, wenn wir nach Nürnberg und zurück unterwegs waren, und eines Tages im Winter am Vorabend der Weihnachten endlich mal beschlossen, die Heimat der ersten Universität in Deutschland, des Reinheitsgebots des Biers aus dem Jahr 1516, des Illuminaten-Ordens und des Audi-Autos zu besuchen.
Es ist keine lange Reise, die Stadt liegt ungefähr in einer Stunde Fahrt sowohl von Nürnberg als auch von München. Der alte Stadtteil liegt an dem Donauufer, zu beiden Seiten von der Donau sind die soliden offenbar für militärische Zwecke gedienten Bauten. Aber bis zu diesem Zentrum muss man zu Fuß laufen, was in Ingolstadt nicht ganz einfach ist. Wir lasen den Straßennamen „Bahnhofsstraße“ und gingen los jedoch in Gegenrichtung vom Stadtzentrum. Die Gegend war angenehm, der Schnee – kein oftmaliger Gast in Deutschland – lag auf Dächern der nicht hohen Bürgerhäuser, aber nirgendwo war ein Zeichen mit „Altstadt“ zu sehen und die Gegend ähnelte immer mehr einem Schlafbezirk. Nachdem der Fehler uns bewusst geworden war, gingen wir zu einer Bushaltestelle und fuhren endlich mal in die richtige Richtung. Zumal ist es zu erwähnen, dass es vom Bahnhof aus eine ziemlich lange Fahrt ist, sodass wir empfehlen, in jedem Fall lieber einen Bus zu nehmen. An einer Haltestelle vor der Donau stiegen wir an der modernistischen Kirch St. Marcus aus und begaben uns zum Stadtzentrum. Das Zentrum ist hier im direkten Sinne des Wortes zu verstehen, es liegt ungefähr im Zentrum der Stadt, ist von den übrigen Stadtbezirken durch einen Parkring getrennt und ist als ein kompakter Bezirk, der auf dem Stadtplan fast rund aussieht, erhalten geblieben. Auf dem Weg zur Donau ist rechterhand die mächtige Redoute Tilly – ein riesiger Befestigungsbau zu sehen, der das Übersetzen über den Fluss zum Altstadt zu schützen hatte. Jetzt befindet sich in der Festung das Museum für den Ersten Weltkrieg. Am Gegenufer erheben sich die weißen Türme des Neuen Schlosses, wo das Bayerische Armeemuseum unterbracht ist. Irgendwo hier sollte Michail Tuchatschewski die Jahre seiner Gefangenschaft während des Ersten Weltkriegs verbracht haben. Wir gingen über die Brücke und erwiesen uns in der Altstadt.
Jede Stadt hat ihr eigenes Gesicht, aber in Ingolstadt sieht man es nicht sofort. Erst scheint die Stadt langweilig, alltäglich zu sein, ohne jegliche auffallende Details, in welchen sich die Blicke in allen anerkannten Tourismuszentren verfangen würden. Die Haupteinkaufsstraßen der Stadt sind nicht besonders eng aber auch nicht sonderlich breit und erinnern an die Kaufingerstraße in München. Vielleicht wegen des kalten Wetters schien auch die Stadt kalt und streng zu sein, was der Mehrheit der bayerischen Städte gar nicht eigen ist. Nicht mal die weihnachtliche Ausschmückung schien nicht so grell zu sein wie in München oder in Nürnberg. Ungeachtet des strengen Aussehens war es hier trotzdem interessant. Die Häuser sind in unterschiedlichsten Baustilen errichtet und alle – von kleineren mittelalterlichen Häuschen und Kirchen bis zu modernen Einkaufspassagen – in pastellen Schattierungen angestrichen. Einige Tage danach fuhren wir nach Wasserburg am Fluss Inn und dort machte die ungestüme Farbenpracht der Fassaden sogar an einem verregneten Dezembertag den Eindruck einer durch Psilocybin verursachten Halluzination. Und die Anzahl von Läden, Boutiquen und Einkaufszentren mit annoncierten Rabatten war bis es nicht mehr geht groß. Wenn es jemandem nach einem noch größeren Shopping ist, so kann derjenige bis zur Station Ingolstadt-Nord fahren und von dort aus mit einem Linienbus bis zum Outlet-Zentrum „Ingolstadt Village“ umsonst kommen. Dort ziehen sich die Outlets der renommierten Boutiquen in langen Straßen und Rabatte betragen bis 90% (wenn es wirklich Rabatte sind, weil nicht auf Sand gebaute Gerüchte besagen, dass viele Modehäuser einige Modelle aus dem Vorjahr in den Fabriken Chinas nach nähen lassen und sie hier verscherbeln, bevor eine neue Kollektion erscheint). Aber in jedem Fall ist Ingolstadt ein Paradies für Shoppingholiker, das Hauptmagnet des bayerischen Handels.
Wie sind gekommen, um das vorweihnachtliche Bayern zu sehen und nicht um unsere Geldbörsen in Läden leer zu machen. So tranken wir ein Tässchen Kaffee mit Bitterlikör und begaben uns zum Neuen Schloss, solange es noch hell war. Eigentlich liegen das Alte und das Neue Schlösser nebeneinander, obwohl vom Alten Schloss nur ein zentrales rechteckiges Gebäude übrig geblieben ist, das jetzt eine Bibliothek einnimmt. Das Gebäude wurde 1255 errichtet und wohl eben das ist bemerkenswert. Das Schloss wurde nach dem Erlass von Ludwig II. dem Ernsten erbaut. Das Neue Schloss stand vom Anfang des 15. bis zum 19. Jahrhundert im Bau, der Beginn des Baus ist mit der Erlangung der Unabhängigkeit des Fürstentums Ingolstadt unter der Hand des Zweigs von Wittelsbachs zu Bayern-Ingolstadt verbunden und somit bestimmte die hauptstädtische Bedeutung der Stadt. Das Schloss wurde mehrmals zerstört und umgebaut (davon haben unsere Tage Bastionen, Tore und viel mehr nicht erlebt). Aber auch die erhalten gebliebenen Bauten machten durch ihre Massivität und Ausmaße einen starken Eindruck. Da es in der Stadt keine natürliche Anhöhe gibt, wo die bayerischen Regierenden die Befestigungen bevorzugt zu errichten pflegten, wurde das Schloss im französischen Stil als ein riesiges mehrstöckiges Gebäude ausgeführt, das mit Wassergraben und dicken Mauern umringt war. Gekrönt wurde der Baukomplex mit einem hohen Turm, der alle städtischen Bauten überragte. In der Festung ist das Bayerische Armeemuseum untergebracht und wenn Sie Kindern (insbesondere mit Jungs) gekommen sind, so wäre der Besuch in Redoute Tilly und im Museum des Neuen Schlosses vom Interesse. Und im Allgemeinen streckt sich entlang des gesamten Perimeters der Stadt sowie der Donauufer eine Vielzahl von Festungswerken und Befestigungen aus unterschiedlichen Epochen, sodass ein ganzer Tag könnte für die Besichtigung von Ingolstadt als einer Festungsstadt gewidmet werden.
Gleich hinter den Festungsmauern machte sich der riesige Weihnachtsmarkt mit Vielzahl von Pavillons breit. Spielzeug, Weihnachtsbaumschmuck, Figürchen in allermöglichsten Formen und Maßen für Puppenkombinationen zu Hause, Süßigkeiten in undenkbaren Formen und Farben und all das in Rabelais Mengen. Die Süßigkeiten befüllten eines der großen Pavillons gänzlich: Marzipan weiß und bunt in verschiedenen Formen von Schneeflöckchen und Konfetti bis zu Kompositionen aus einigen Figuren; das Gleiche – aber aus Schokolade – an einer anderen Wand; Lutschbonbons, Pralinen, Schaumgebäck und eine Schar von Kindern mit glänzenden Augen. Aber das Wichtigste – da der Tag kalt war und gegen den Abend fing dazu noch ein unfreundlicher Wind an – war der auf dem Weihnachtsmarkt zu verkaufenden Glühwein. Es sei erwähnt, dass der Glühwein in spezielle dunkelblaue oder violette Weihnachtskrüge mit Wintermustern und Bildern zu Weihnachts- und Silvesterthematik eingeschenkt wird. Es gibt ziemlich viele Sorten Glühwein, wir haben „Turbo“ gewählt und nicht bereut. Heißer süßer Wein mit einem guten Schuss Brandy gab uns den Glauben an die Menschheit im Nu zurück. Und das Faszinierende: Mitten des Marktes war eine Art des Winterbiergartens mit Tischen und Bänken unter den Schirmen untergebracht und in Prosten für Schirme waren Gasheizer eingebaut. Der Wein wärmt von Innen, die Gasbrenner – von außen, und wir tauten uns schnell auf und kehrten das Donauufer entlang zur Hauptstraße zurück und gingen weiter an das andere Ende der Altstadt zum Dom.
Die Dämmerung kam und die Stadt erinnerte uns immer mehr an eine mittelalterliche Gravüre, was ihr eine besondere Attraktivität beibrachte. Die strammen Festungswerkbauten schienen sich auf anderen zivilen Gebäuden zu widerspiegeln und sogar der Dom Liebenfrau sah nicht nur majestätisch sonder auch Ehrfurcht gebietend aus. Ein perfektes Muster der mittelalterlichen Ziegelsteingotik steht er seinem Stil nach der Frauenkirche in München näher als der Kirche St. Martin in Landshut. Mit dem Dombau wurde es 1425 begonnen und genau nach 100 Jahren abgeschlossen, was nach mittelalterlichen Vorstellungen Weltallgeschwindigkeiten des Dombaus bedeutete! Der Dom in Ulm stand ja 500 Jahre länger im Bau… Und hier ist die Besonderheit der bayerischen Architektur – die unterschiedlich hohen Türme – anschaulich wie nirgendwo sonst. Die Höhe der Türme beträgt 62 m und 69 m, der Unterschied ist mit bloßem Auge aus jedem Winkel zu sehen. Die innere Gestaltung des Doms macht auch einen großen Eindruck durch wunderschönen Altar, alte Ikonen – das, was die Gebrüder Asam nicht schaffen konnten, zu entstellen, dagegen schmückten sie mit ihrer schöpferischen Kunst einen andere Kirche Ingolstadts – Asamkirche.