Gera — Grünes Herz Thüringens
Diese Stadt hat kein offizielles Gründungsdatum und den Namen ihres Gründers behielt die Geschichte auch nicht. Hier regierten keine großen historischen Persönlichkeiten, mit Poeten und Philosophen hatte Gera irgendwie kein Glück gehabt. Die bekanntesten örtlichen Angeborenen sind Leichtathletin Heike Drechsler und Maler-Expressionist Otto Dix. Dank dem letzteren positioniert sich Gera als „Otto-Dix-Stadt“, hier gibt es sein Museum. Das ist aber für diejenigen, „die wissen“
Für die Mehrheit ist Gera eher als „Lungen“ Thüringens, sein „grünes Herz“ bekannt. Die Stadt ist buchstäblich von Wäldern umringt, hier lässt es sich ganz anders atmen. Insbesondere gut spürt man das im Küchengarten und am Flussufer neben der Marienkirche. Wer an dieser Kirche steht und zu langsam fließenden Gewässern der Weiße Elster blickt, der kann sich nur mühsam vorstellen, dass die Stadt drei Mal ernstliche Schäden erlitten hat.
Zum ersten Mal wurde die Stadt Mitte des 15. Jahrhunderts im Laufe des Sächsischen Bruderkriegs zerstört. Der 18. September 1780 gilt bis jetzt als schwarzes Datum: An diesem Tage entflammte hier ein schrecklicher Brand, der fast den ganzen historischen Teil platt legte. Auch die Bombardierungen des Zweiten Weltkriegs hinterließen hier ihre Spur.
Übrigens, das historische Erbe wurde da nützlich. Die berühmten Bierkeller – Geraer Höhler, deren Gesamtlänge fast 10 km beträgt, nutzten die Stadtbürger als Schutzkeller gegen die Bomben. Derzeitig führt man dorthin Touristengruppen. Was das Bier anbelangt… Bier wird in Gera nach wie vor getrunken. Es kostet hier gar nicht viel. Es ist ja ein weit abgelegener Ort, die ehemalige DDR…
Thüringer Würstchen
Als beste Vorspeise zum Bier gelten in Gera, wie auch überall in Thüringen, Thüringer Würstchen. Traditionell sind ihre Zutaten Schweinefleisch, Pilze, Speck, Küchenkräuter, Gewürze. Dieses klassische Rezept ist seit 1404 dokumentiert bekannt. Die Würstchen schmecken am besten vom Grill. Sehr oft werden sie mit Brötchen oder in Brötchen als Hot-Dogs serviert.
Das heutige Gera ist ein sauberes ruhiges Städtchen mit einem kleineren Fremdenanteil. Besucht wird es vorwiegend von denjenigen, die nach dem Westen aus Polen oder der Tschechei mit dem Auto fahren. Der nächste Flughafen ist Leipzig-Halle in 60 km von Gera.
Geraer Höhler
Die Entstehungsgeschichte der unterirdischen Bierkeller reicht bis Mittelalter zurück. Gemäß dem städtischen Brau- und Schankrecht vom Jahr 1487 durfte jeder Stadtbürger, der ein eigenes Haus hatte, Bier brauen. Die Hauskeller waren für die Lagerung des schäumenden Getränks nicht geeignet. Dann wurde es beschlossen, die zentralisierten Keller in der Stadt (wenn genau, dann unter der Stadt) zu errichten, wo jeder Bürger das von ihm hergestellte Bier lagern konnte. Für diesen Zweck wurde in 16. – 17. Jahrhunderten die Höhle mit der Länge von 10 km ausgehoben.
Für die Besichtigung sind heute ca. 250 m unterirdische Gänge den Touristen zugänglich. Seit 1986 organisiert man in Geraer Höhler Führungen und erzählt den Besuchern über die Geschichte der Gründung dieses Kellers, über die Lagerungsbedingungen des Biers. Hier kann außerdem die Mineraliensammlung besichtigt werden.
Die Führungen gehen in Untertage jede 2 Stunden: 11:00, 13:00, 15:00 und 17:00.
Küchengarten
Die Bezeichnung „Küchengarten“ ist dadurch zu erklären, dass man hier einst Gemüse für die Herzogsküche im Schloss Osterstein angebaut hat. Nach dem Brand im Jahr 1780 wurde der Ostteil des Parks in einen englischen Landschaftspark umgewandelt, im Westteil war der Park im französischen Stil, regelmäßig und mit strenger Geometrie, eingerichtet.
In Vorkriegsjahren funktionierte im Küchengarten das Theater im Freien. Nach dem Krieg, im Jahr 1953, wurde im Garten die Gedenkstätte für Opfer des Faschismus eröffnet, das Schaffenswerk von Bildhauern Carl Kuhn und Otto Oettel. Der Park ist für Besucher tagtäglich von sechs Uhr morgens bis zehn Uhr abends geöffnet.
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