Heidelberg

Zu Gast bei den deutschen Romantikern

Heidelberg einfach als eine Universitätsstadt zu bezeichnen, hieße ihre andere Titel und Charakteristika zu verschweigen, die sie in unterschiedlichen Zeiträumen der Geschichte bekam. In der Neuzeit, nach der Reformation, wurde sie zu einem der Europas größten Zentrum der Lutherischen Theologie und später auch des Kalvinismus. Anfang des 20. Jahrhunderts erschien auf der Liste der Heidelbergs Titel eine neue Zeile – „Wohnstätte der Urmenschen“. In der Siedlung Mauer bei Heidelberg wurde der Kiefer eines Urmenschen gefunden, der „Heidelberger“ genannt wurde und der hier vor etwa 600 Tausend Jahren lebte. Darüber erfahren und die gefundenen Gegenstände aus den uralten Zeiten besichtigen kann man im städtischen Museum.

Heute ist diese Stadt ein großes Wissenschaftszentrum, wo Kernphysik, Astronomie und Medizin aktiv studiert werden.

Aber das genaueste und zweifelloseste Wort, das das Heidelbergs Wesen widerspiegelt ist wohl „Romantik“. Wie aus der Literaturgeschichte folgt, ist die deutsche Romantik ohne Heidelberger Poeten undenkbar, die vom Volksschaffen inspiriert waren und Tausende unschätzbare Zeilen für die Literatur Deutschlands schrieben.

In Heidelberg fällt es einem leicht, ein Romantiker zu sein, und es ist nicht unbedingt erforderlich, hierfür verliebt zu sein oder dichten zu können. Die entsprechende Atmosphäre schafft die Architektur, die nach Bombardierungen des Zweiten Weltkriegs fast unversehrt blieb. Um die einzigartige Faszination der Stadt zu spüren, genügt es, durch das halbzerstörte Heidelberger Schloss, das seine Majestät der Zeit zum Trotz verwahrte, spazieren zu gehen oder zum Pfad der Philosophen zu steigen und von dort aus auf die Stadt zu blicken, oder auch auf der Alten Brücke zu träumen und zum fließender Neckar zu schauen.

Heidelberger Schloss

Das Heidelberger Schloss, das durch Franzosen vor über 400 Jahren zu Ruinen gemacht wurde, zählt zu bekanntesten Ruinen Deutschlands. Jeder Schlossbesitzer, angefangen vom seinen ersten Besitzer, dem Herrscher von Pfalz Ludwig I., baute und erweiterte das Gebäude und ließ seinen Namen in Bezeichnungen der Räumlichkeiten.

Bis in unsere Tage ist am besten der mit Statuen ausgeschmückte Flügel von Friedrich V., der zwei Jahrhunderte später regierte, erhalten geblieben. In anderen Schlossteilen, ungeachtet deren halbzerstörten Zustandes, ist der Wechsel von Architekturstilen zu merken – Gotik, deutsches Barock, Renaissance.

Die Touristen ziehen hierher nicht nur die romantischen Ruinen an: Hier war die erste auf der Welt Apotheke, an deren Stelle ein Museum eingerichtet ist, im Keller ist ein riesiges Weinfass ausgestellt, und an der Wand des Schlosses ist eine Sonnenuhr mit Sternzechenkreis erhalten geblieben. Im Sommer wird im Schloss das Musik- und Theaterfestival durchgeführt.

Pfad der Philosophen

Die Bezeichnung „Pfad der Philosophen“ auf dem Heiligenberg stammt von der örtlichen Intelligenz des 19. Jahrhundert – den Universitätsprofessoren, er war ihr Lieblingspfad für Spaziergänge. Wahrscheinlich fühlten sie sich hier wie in einem Garten am Meeresufer: Auf dem Hügel, wo die Temperatur immer um 10 – 12 Grad höher als in der Stadt ist, wachsen für diese Gegend untypische Bäume wie Granatäpfel, Zypressen und Zitrusbäume.

Der fast zwei Kilometer lange Pfad verläuft parallel dem Fluss Neckar. Vor hier aus öffnet sich die Ansicht auf die Alte Brücke und den historischen Stadtkern, die man von speziell für Erholung eingerichteten Plätzen aus liebäugeln kann.

 

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